Weihnachtszeit, heilige Zeit. Grund genug, den Begründer dieser christlichen Werte, Jesus Christus, und dessen Kultur unter die Lupe zu nehmen. Beziehungsweise seine Vertreter in der heutigen Zeit. Auch Kirchen haben erkannt, dass das Internet neue Kontakte schaffen kann. Wie gehen Kirchen-Vertreter mit Online-Medien um? Was sind Ihre Zielsetzungen und wie treten sie auf? Ich habe drei Webseiten aus dieser «Branche» angesehen, die Google mir unter der Suche «Jesus Christus» angezeigt hat.
Dazu möchte ich zwei kritische Punkte aufführen, die mir immer wieder bei Kirchen auffallen:
- Das Beharren auf die für sich beanspruchte absolute Wahrheit und damit verbunden auch die oft schnelle Verurteilung anders denkender und anders lebender Menschen.
- Das oft fehlende Verständnis, welche Bedürfnisse heute gefragt sind.
Wer Kontakte via Internet knüpfen will, muss in den obigen Punkten umdenken. Es geht um Vertrauensgewinnung. Sonst geht nichts, nur die Kirchenmitglieder. Wir leben in einer Zeit, in der christliche Werte durchaus gefragt sind. Wie sie ankommen, wie sie aufgenommen werden, hängt von der Art und Weise der Botschaft und der Botschafter ab. Kommunikation mit nachvollziehbarem und überzeugendem Leben. Nur zu behaupten, dass man die Wahrheit kennt, genügt nicht. Sie muss passend dargestellt und ins heutige Leben konvertiert werden. Statt zu verurteilen, gilt es, Vertrauen zu gewinnen und aufzubauen. Das hat mit Respekt zu tun. Unter diesen Aspekten habe ich die folgenden Seiten analysiert.
Jesuschristus.ch – Begrüssung mit Schmalzlocken-Jesus
Hinter Jesuschristus.ch steht die «Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage» aus Zürich. So ist es zumindest aus dem Impressum zu entnehmen. Dort ist noch der Hinweis zur Webseite Kirche-Jesu-Christi.ch. Der Klick auf diesen Link zeigt (endlich), dass hinter Jesuschristus.ch die Mormonen-Bewegung steht. Diese Information sollte meiner Meinung nach für den unbeholfenen Besucher der Webseite dominanter und von Anfang an ersichtlich sein. Ob dies bewusst so gemacht ist, um Ängste vor einer für uns manchmal undurchsichtigen Kirche zu verhindern? Die Webseitenbetreiber wählen einen relativ einfachen Textstil. Für mich hat die Seite ein wenig zu sehr Schmalspur-Inhalt aufgrund der doch aussergewöhnlichen Aussagen, die gemacht, aber nicht genauer belegt werden. Vom Layout her besticht die Webseite durch den einfachen Aufbau mit viel Übersicht. Das Design ist alles andere als aktuell. Man hat das Gefühl, 2000 Jahre zurück versetzt zu werden. Auch Christus wird so dargestellt. Europäisch, mit einfachem Gewand, gut aussehend, vertrauenserweckendes Gesicht, aber eben doch nicht passend zur Kultur, aus der er stammt.
ref-500.ch – Ein Angebot des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes
Meine zweite Webseite, die ich begutachte, ist betreffend Adressat schon deutlicher. Auf den ersten Blick ist klar, dass es sich um den Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund handelt, obwohl das gesetzlich erforderte Impressum nicht aufgeführt ist. Trotzdem, der Auftritt ist wesentlich moderner, man arbeitet mit Menschen und mit Bildern aus der heutigen Zeit und bietet statt fixfertiger Antworten Tipps mit Links, wo man sich über Jesus Christus informieren und sich selbst ein Bild machen kann. Das Design ist modern und wirkt nicht kirchenverstaubt. Inhaltlich geht es um 40 grundlegende Themen rund um den christlichen Glauben. Ich fühle mich hier sofort wohl und habe den Eindruck, man spricht die gleiche Sprache.
ERF-Medien.ch: Über 40 Jahre Medienarbeit, die spürbar ist
Die dritte und letzte Webseite, die ich zum Thema Jesus Christus unter die Lupe nehme, ist ERF-Medien.ch. Hier führt mich Google direkt in das Dossier zum gewünschten Thema. Dort werden mir verschiedene Themen angeboten: Jesus Christus, Christliche Feiertage, Christliche Symbole, Sinnvoll Leben, alles verwandte Themen, die mich analog der 40 Themen von ref-500.ch weiterführen. Keine fertigen Antworten, keine eigene Darstellung oder rechthaberischen Ansprüche. Aber viele Wegweiser zu aktuellen Themensendungen aus Radio und Fernsehen. Basisinformationen, Interviews mit Fachpersonen, spontane Strassenumfragen. Abbilden, damit freie Meinungsbildung und Entwicklung möglich ist. Die Informationen kommen sauber strukturiert und nicht überladen entgegen.
Mein Fazit zu Jesus Christus im Internet
Spontan stellt sich mir nach der Analyse die Frage: Ist es möglich, den Sohn von Gott, wie er sich selbst genannt hat, mit einer eigenen, speziellen Bilderwelt abzubilden, die nicht verstaubt wirkt? ERF-Medien zum Beispiel arbeitet mit einem Bild, das Spuren im Sand zeigt. Nach dem Motto «Auf den Spuren von Jesus Christus.» Damit zeigt man die Folgen seines Lebens und fordert gleichzeitig zur eigenen Spurensuche auf.
Inhaltlich bieten sich auf einer Webseite viele Möglichkeiten. Ref-500.ch und ERF-Medien.ch sind gute Beispiele, wie christliche Botschaft entstaubt, verständlich und mit positiven Impulsen vermittelt werden kann. Zu bemerken ist, dass alle drei genannten Betreiber visuell mit sich und den eigenen Werten eins geblieben sind: traditionell oder modern. Etwas darzustellen, das man nicht ist, zahlt sich nicht aus.
Eines meine ich zu erahnen: Würde Christus eine Webseite gestalten, wäre nicht er selbst, sondern zahlreiche Menschen jeden Alters abgebildet. Kranke, gesunde, satte, gebildete, fröhliche, unzufriedene, traurige. Vielfältigkeit und Leben pur!