Ich arbeite seit einigen Jahren im Bereich Marketing. Meine letzte Ausbildung war allerdings ein Coaching-Studiengang. Auf den ersten Blick fragt man sich, was Marketing und Coaching gemeinsam haben könnten. Meine Erfahrung zeigt mir, dass es schon einige Punkte gibt, die ein Marketer vom Coaching lernen kann.
Marketing ist Denken und Handeln vom Markt aus. Im Focus steht eine bestimmte Zielgruppe und ihre Bedürfnisse. Diese gilt es nicht nur zu erkennen, sondern auch entsprechende Lösungen für Fragen, Bedürfnisse etc. anzubieten.
Beim Coaching liegt die Lösung im Gegenüber, so lautet ein Spruch, der ebenfalls eine gewisse Orientierung auf die «Zielgruppe» aufweist. Der Coach stellt entsprechende Fragen, die dem Ratsuchenden helfen, selbst eine Lösung, bzw. einen gangbaren Weg zu finden.
Sowohl beim Coaching wie auch im Marketing geht es um Lösungen, die das Leben erleichtern helfen. Zudem werden latente Bedürfnisse erkannt.
Unterschiede
Während beim Coaching der Ratsuchende seinen Lösungsweg selbst definiert, wird beim Marketing eine mögliche Lösung unterbreitet. Marketing richtet sich oft an eine Menge, das heisst an Menschen mit ähnlichen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Wohnort, Kaufkraft etc. Das Coaching richtet sich an eine einzelne Person.
Gewinnbringende Ergänzungen
Wer im Radio moderiert, spricht zu einer Hörerschaft mit einer unbestimmten Anzahl Personen. Der Moderator muss sich aber so verhalten, als spräche er nur zu einer Person. So hat es mir ein Moderator vor einigen Jahren erklärt.
Hier liegt genau die Chance von der Ergänzung zwischen Coaching und Marketing: Müssten Produkte statt auf die Masse nicht auf die einzelne Person mit ihren Bedürfnissen ausgerichtet werden? Gibt es nicht zahlreiche Produkte, bei denen man den Eindruck hat, dass nie ein Gespräch mit Personen aus der möglichen Zielgruppe stattgefunden hat? Der Marketing Spezialist wird nun sagen, dass es für eine Erhebung eine bestimmte Menge braucht, damit diese aussagekräftig ist. Damit hat er auch recht. Doch helfen 1:1 Gespräche, um zum Beispiel Beweggründe, Traditionen und Kulturen zu erkennen – und die können wichtig sein, wie das nachfolgende Beispiel zeigt:
Ein amerikanischer Hersteller hatte eine Werbekampagne, bestückt mit verschiedenen Bildern, gestartet. Links war schmutzige Wäsche abgebildet, in der Mitte das Waschmittel und rechts die weisse Wäsche, quasi als Folge der Benutzung des Waschmittels. Die Kampagne war in Amerika sehr erfolgreich. Also startete man sie auch im Osten. Dort allerdings ohne jeglichen Erfolg. Denn dort liest man von rechts nach links. Die Kampagne vermittelte also: Wer dieses Waschmittel benutzt, dessen weisse Wäsche wird schmutzig …
Hätte man sich die Mühe gemacht, auch nur einen Menschen aus dem Osten über dessen Bedürfnisse und Gewohnheiten zu befragen, wäre die Kampagne kein Flopp geworden.
Die Lösung liegt im Gegenüber …